Wir nehmen immer zu irgendetwas Zuflucht, manchmal ist es der Kühlschrank, das Smartphone, die Bierflasche, der Joint, das Fernsehgerät, den Shopping-Event, die Arbeit, den Partner oder…….sucht euch das Passende aus. Oft lindert es unsere inneren Schmerzen, das Unwohlsein, füllt ein Loch, hält uns fest in der Illusion eines einsam durchs Leben trabenden Wolfs, der/die niemand braucht, unverstanden ist, isoliert und getrennt dem Sonnenuntergang entgegen schwankt. Wir glauben an Macht, Geld, „wir und sie“, Freunde, Feinde, Referenzpunkte in unserem Leben, die uns eine Navigation ermöglichen. In den meisten Fällen ist uns das nicht bewußt.

Welche Referenzpunkte bietet die buddhistische Praxis an? Macht das Sinn für mich als Orientierung in stürmischen Zeiten? Check it out…….

 

Zuflucht. Ein eigenartiger Begriff – oder nicht? Es gibt viele Arten und Weisen, in denen er

verstanden oder interpretiert werden kann, auf einer Skala von Bedeutsamkeit:

- Vom blossen Glaubensbekenntnis bis zum vollständigen Erwachen.

- Von einem Gefühl des Vertrauens bis zur unerschütterlichen Gewissheit.

- Vom blinden Glauben und Ritual bis zur ‘Buddha-Weisheit‘.

Fred von Allmen- Zuflucht sicherer Hafen bei stürmischer See

 

Buddha - heißt Erwachen ist auch für uns möglich:

Wir können erkennen, wir können verstehen. Freiheit ist möglich und wir können erwachen. Wir tragen das Potential in uns ein sinnerfülltes Leben zu führen, wir können uns im besten Sinne glückstauglich machen bzw. Fähigkeiten entfalten die in uns angelegt sind. Wir sind fähig zu befreiender Erkenntnis. Wir können aus der Illusion getäuschter Wahrnehmung erwachen. Wir können einen sinnvollen Beitrag zum Leben erbringen. Yes we can…….

 

Was heisst ‘Erwachen’? Zuerst geht es um das Aufwachen aus dem Verloren-Sein in Gedanken, Geschichten und Dramen. (Das kennen wir…) Das ist es, was wir als Erstes immer und immer wieder üben. Dabei geht es nicht darum, keine Gedanken und Gefühle zu haben, sondern darum, diese mit achtsamem Gewahrsein als solche zu erkennen.

Fred von Allmen - Zuflucht sicherer Hafen bei stürmischer See

 

Dharma - Wege stehen zur Verfügung:

Es gibt Wege, die uns zu mehr Freiheit, Einsicht, Erkenntnis bringen können. Wir müssen die Wege beschreiten, immer wieder kritisch innehalten und überprüfen, ob wir uns in die gewünschte Richtung bewegen. Es gibt eine Wirklichkeit der wir uns anvertrauen können. Wir können uns immer wieder mit dieser Wirklichkeit verbinden und aufgrund dessen geschickt, weise handeln. Alleine schon mit solchen Wegen in Berührung zu kommen ist ein Privileg, ein Glücksfall.

 

Sangha - es gibt/wir brauchen WeggefährtInnen:

Es gibt Menschen, die uns begleiten, unterstützen auf dem Weg zu mehr Verständnis, Geräumigkeit. Wir brauchen WeggefährtInnen, denn der Mainstream steht gegen uns. Es ist im Interesse von bestimmten Zeitgenossen und Kräften, dass wir uns vereinsamt, isoliert fühlen. So sind wir leichter manipulierbar, suchen Zuflucht im Konsum, in der Ablenkung von allem was unangenehm ist. Wir versichern uns gegenseitig, dass wir nicht durchgeknallte, realitätsfremde Freaks sind, sondern uns aufrichtig mit einem „guten“ Leben beschäftigen, praktizieren, um Teil der Lösung und nicht des Problems zu sein. Das mögen nicht unbedingt die Menschen sein die wir zu unseren besten FreundInnen machen wollen, aber wir sind füreinander da und wichtig.

 

Damit uns diese Beziehungen auch in schweren Zeiten tragen, müssen wir sie in guten Zeiten pflegen. Wir begegnen in solchen Gruppen meist sehr unterschiedlichen Menschen und das fördert Offenheit, Toleranz und Anpassungsfähigkeit. Das schmeckt nicht allen, vor allem nicht denjenigen Menschen, die vor allem ihre Besonderheit »authentisch« leben und ausleben wollen und sich daher am liebsten nur mit Gleichgesinnten umgeben. Der regelmäßige Kontakt mit ein paar Menschen, die anders denken, fühlen und handeln als wir selbst lohnt sich aber, denn wir brauchen das als Herausforderung. In einem Satz: Wir brauchen andere, auch unterschiedliche Menschen, wie die Luft zum Atmen.

Sylvia Wetzel - hoch wie der Himmel, tief wie die Erde