Dharma Gedichte

 

Bedingungslos              

Willens Alleinsein zu erfahren

Entdecke ich überall Verbindung

Mich der Furcht zuwendend

Treffe ich die Kriegerin die in mir lebt….

Mich meinem Verlust öffnend,

gewinne ich die Umarmung des Universums;

Mich der Leere ergebend

Finde ich Fülle ohne Ende

Jede Situation der ich zu entfliehen suche verfolgt mich

Jeder Umstand den ich willkommen heiße transformiert mich

Und wird selbst transformiert

In seine strahlende, juwelengleiche Essenz

Jennifer Paine Welwood

 

Gefühltes Alter

Man fühlt sich immer jünger, als man ist. In mir trage ich meine früheren Gesichter, wie ein Baum seine Jahresringe hat. Die Summe daraus ist das, was "ich" ist. Der Spiegel sieht nur mein letztes Gesicht, ich spüre alle meine früheren.

Tomas Tranströmer

 

ICH BIN EIN SUCHER

Ich bin ein Sucher
Eines Weges.
Zu allem was mehr ist
Als
Stoffwechsel
Blutkreislauf
Nahrungsaufnahme
Zellenzerfall.

Ich bin ein Sucher
Eines Weges
Der breiter ist
Als ich.

Nicht zu schmal.
Kein Ein-Mann-Weg.
Aber auch keine
Staubige, tausendmal
Überlaufene Bahn.

Ich bin ein Sucher
Eines Weges.
Sucher eines Wegs
Für mehr
Als mich.

Günter Kunert

 

Augen in der Grossstadt

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück …
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Strassen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergassen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast’s gefunden,
nur für Sekunden …
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück …
Vorbei, verweht, nie wieder.

Du musst auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber …
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das?
Von der grossen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Kurt Tucholsky (1890-1935)

 

Entfremdung
In den Bäumen kann ich keine Bäume mehr sehen.
Die Äste haben nicht die Blätter, die sie in den Wind halten.
Die Früchte sind süß, aber ohne Liebe.
Sie sättigen nicht einmal.
Was soll nur werden?
Vor meinen Augen flieht der Wald,
vor meinem Ohr schließen die Vögel den Mund,
für mich wird keine Wiese zum Bett.
Ich bin satt vor der Zeit
und hungre nach ihr.
Was soll nur werden?
 
Auf den Bergen werden nachts die Feuer brennen.
Soll ich mich aufmachen, mich allem wieder nähern?
 
Ich kann in keinem Weg mehr einen Weg sehen. 

Ingeborg Bachmann  

 

Manche mögen Poesie           

Manche -
das heißt nicht alle.
Nicht einmal die Mehrheit, sondern die Minderheit.
Abgesehen von Schulen, wo man mögen muß, und von
      den Dichtern selbst,
gibt's davon etwa zwei pro Tausend.

Mögen -
aber man mag ja auch die Nudelsuppe,
mag Komplimente und die Farbe Blau,
mag den alten Schal,
mag auf dem Seinen beharren,
mag Hunde streicheln.

Poesie -
was aber ist das, die Poesie.
Manch wacklige Antwort fiel
bereits auf diese Frage.
Aber ich weiß nicht und weiß nicht und halte mich
      daran fest
wie an einem rettenden Geländer.

Wislawa Szymborska

 

Der nicht gegangene Weg                 
Zwei Wege trennten sich im fahlen Wald 
und, weil ich nicht auf beiden konnte gehn 
und einer bleiben, macht' ich lange Halt 
und schaute auf des einen Wegs Gestalt, 
soweit ich durch die Büsche konnte sehn. 

 

Ging dann den andern - der, genauso schön, 
den größer'n Anspruch hatte auf Gebrauch, 
denn Gras wuchs drauf und brauchte Drübergehn - 
obgleich die Wand'rer, muß ich schon gestehn, 
gebrauchten einen wie den andern auch.

 

Sie lagen vor mir, beide gleich, zuhauf 
mit Blättern, die kein Tritt noch aufgestört. 
Ich hob mir einen Weg für später auf! 
Doch Wege führ'n zu and'rer Wege Lauf: 
Ich wußte wohl, daß keiner wiederkehrt.

 

Und seufzend werd' ich einmal sicherlich 
es dort erzählen, wo die Zeit verweht: 
Zwei Waldeswege trennten sich und ich - 
ich ging und wählt' den stilleren für mich - 
und das hat all mein Leben umgedreht. 

Robert Frost

 

Gemeinsam

Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam

besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden

Vergesset nicht
es ist unsere
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte

die uns aufblühen lässt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen

Rose Ausländer (1901-1988)

 

Mut zu einem reichen, verwundbaren Leben
Herr,

irgendwann muss jeder von uns mit der Versuchung fertig werden,

eine Mauer um sein Herz zu bauen, die ihn schützen soll

vor den Verwundungen des Lebens,

vor Enttäuschung und Bitterkeit.

Irgendwann ist jeder von uns enttäuscht

von einer Liebe, von einer Freundschaft,

von einem Vertrauen, von einem Urteil,

von seiner Umwelt, von sich selbst ....

 

Wir sind in Versuchung, eine Mauer zu bauen um unser Herz,

das so verwundbar geworden, das verwundet worden ist.

Wir suchen Schutz und ziehen uns zurück:

Wer nichts riskiert, wird nicht enttäuscht ....

 

Unmerklich aber wird unser ganzes Leben zur Enttäuschung.

Wir können keine Mauern bauen,

die nur vor dem Schlimmen gewahren.

Mauern, die wir bauen, werden alles fernhalten:

mit dem Leid auch die Freude,

mit Ablehnung und Feindschaft auch Nähe und Freundschaft,

mit Enttäuschung auch alle Hoffnung.

 

Wenn wir das Unkraut vermeiden wollen,

müssen wir den Acker betonieren.

Wo aber wächst dann der Weizen?

 

Herr, gib uns den Mut zu einem reichen, verwundbaren Leben

 

Anonym

 

Schauen und Schweigen                                    Walt Whitman
Ich schaue schweigend hinaus auf die Schmerzen der Welt, auf alle Unterdrückung und Schmach; 

Ich höre das heimliche Schluchzen junger Leute, die, mit sich selbst zerfallen, Begangenes bereuen; 

Ich sehe die abgehärmte, verlassene, im Elend sterbende Mutter; 

Ich sehe das vom Manne mißhandelte Weib, den verräterischen Verführer der Jungfrau; 

Ich kenne die Eifersucht und die unverstandene Liebe, die man so gern verbergen möchte – 

Und all das Erdenleid: 

Kriege, Seuchen, Gewaltherrschaft, Märtyrer, Gefangene, Hungersnot – Matrosen, die auslosen, wer getötet werden soll, damit die andern leben können, 

Die Verachtung und Schmähung der Hochmütigen gegen Arbeiter, Arme und Neger, 

Gemeinheit und Qual ohne Ende, 

Sehe ich, höre – und schweige. 

 

 

Für einen Erschöpften                                John O'Donohue, "Benedictus"

 

Wenn der Rhythmus des Herzens hektisch wird,

das Tempo zunimmt, bis der Takt zerreißt,

bricht die Belastung über dir zusammen,

und deine Seele erstickt unter dem Druck.

 

Das Licht deines Gemüts wird trüb,

Dinge, die dir sonst wie von selbst von der Hand gingen,

fordern jetzt alle Willenskraft von dir.

 

Mattigkeit übermannt deinen Geist.

Die Schwerkraft fällt und fällt in dir hinab

und zerrt an jedem deiner Knochen. 

 

Der Tidenhub, auf den du nie geachtet,

ist jetzt versiegt; du liegst gestrandet da.

Etwas in dir stellt die Arbeit ein;

du schaffst es einfach nicht zurück ins Leben.

 

Etwas hat dich in die leere Zeit gezwungen.

Was dich sonst antrieb, hat dich ganz verlassen.

Dir bleibt jetzt nichts mehr, als dich jetzt auszuruhen

und mit Geduld zu lernen, dieses Ich,

das du in der Hetze deiner Tage

verlassen hattest, wieder anzunehmen. 

 

Anfangs wird dein Denken sich verdunkeln

und Kummer sich wie trübes Wetter auf dich legen,

Der Strom gehemmter Tränen wird dich ängstigen.

 

Du gingst zu hastig über trügerischen Grund; 

doch jetzt kommt deine Seele und holt dich heim.

 

Nimm bei deinen Sinnen Zuflucht, öffne dich all

den kleinen Wundern, die du am Wegesrand nicht sahst.

 

Lerne, dem Regen ruhig zuzuschauen,

wenn er langsam und frei herunterkommt.

 

Tu es der Dämmerung nach, die sich Zeit lässt,

die Quelle der Farben zu öffnen,

aus der Helligkeit des Tages entspringt.

 

Schmieg dich an den schweigenden Stein,

bis seine Stille deine innere Stimme verstummen lässt.

 

Sei lieb und sanft zu dir.

 

Halt dich fern von umgetriebenen Menschen.

Lerne es, die Nähe dessen zu suchen,

der alle Zeit der Welt zu haben scheint.

 

Nach und  nach wirst du zudir selbst zurückfinden,

erfüllt von neuer Achtung für dein Herz

und der Freude, die tief in der Langsamkeit wohnt.


Was nun Dichter angeht,         Gary Snyder
die Erd-Dichter,
die kleine Gedichte schreiben,
brauchen Hilfe von niemand.

***

Die Luft-Dichter
wettern die schnellsten Stürme
und räkeln sich manchmal in Prielen.
Anrollend
bricht sich Gedicht auf Gedicht.

***

Bei fünfzig Grad unter Null
fließt kein Brennstoff
und Propan bleibt im Tank.
Feuer-Dichter
verbrennen am absoluten Nullpunkt
wieder hochgepumpte Fossil-Liebe.

***

Der erste Wasser-Dichter
blieb sechs Jahre unten.
Er war mit Seetang bedeckt.
Das Leben in seinem Gedicht
hinterließ Millionen winziger,
verschiedener Spuren,
die im Schlick durcheinander liefen.

***

Mit der Sonne und dem Mond
im Bauch
schläft
Der Raum-Dichter.
Himmel ohne Ende –
Aber seine Gedichte fliegen
wie Wildgänse
über den Rand.

***    

Ein Kopf-Dichter
bleibt im Haus.
Das Haus ist leer,
und es hat keine Wände.
Das Gedicht
wird von allen Seiten gesehen,
überall,
sofort.

 

Älterwerden    Herrmann Hesse

Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.

Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!

Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!

Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.

 

Alleinsein                                 David Whyte

Eines musst du lernen.

Die Welt wurde geschaffen, um darin frei zu sein. 

Gib alle anderen Welten auf,

bis auf jene, in die du gehörst.

Manchmal braucht es Dunkelheit

und das süße Gefängnis deines Alleinseins,

um zu lernen,

dass jeder und alles,

was dich nicht lebendig erhält,

zu klein für dich ist.

 

Achte gut auf diesen Tag,                   Rumi
denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle seine
Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Größe der Tat,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
 
Das Heute jedoch, recht gelebt,
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
 
Darum achte gut auf diesen Tag.

 

In meinem geheimen Leben    Leonard Cohen

Ich hab Dich heut morgen gesehn
Du warst verdammt schnell
Es kann nicht sein dass ich den Halt verlier´
In der Vergangenheit.
Ich vermisse Dich so verdammt viel.
Nichts aber auch nichts ist in Sicht.
Und wir lieben uns noch immer
In meinem geheimen Leben.

Ich lächle wenn ich sauer bin
Ich lüge und betrüge
Ich tu das , was ich tun muss
Um durchzukommen.
Aber ich weiß, was falsch ist.
Und ich weiß auch, was richtig ist.
Und ich sterbe für die Wahrheit
In meinem geheimen Leben.


Wart's ab , wart nur ab mein Bruder
Meine Schwester , bleib nah dran.
Ich hab endlich meinen Stellungsbefehl erhalten,
Ich marschiere durch den Morgen,
Marschiere durch die Nacht,
Überschreite Grenzen
meines geheimen Lebens.

Wenn man sich die Zeitung so durchblättert,
Will man nur noch weinen.
Es interessiert keine Sau,
Ob die Menschen leben oder sterben.
Und der Dealer will nur, dass Du
Schwarz-weiß denkst.
Gott sei dank ist es nicht so einsilbig
in meinem geheimen Leben.

Ich beiße mir auf die Zunge.
Ich kauf das was mir gesagt wird.
Vom letzten Hit
Bis zur ältesten Weisheit.
Aber ich bin immer alleine
Und mein Herz ist wie ein Eisberg.
Es ist ist kalt und bedeckt
In meinem geheimen Leben

 

Für immer jung     Bob Dylan

Möge Gott dich segnen und beschützen,
Mögen deine Wünsche alle in Erfüllung gehen,
Mögest du immer für andere da sein
Und die andere für dich dasein.
Mögest du eine Leiter zu den Sternen bauen
Und jede Stufe hinaufsteigen,
Mögest du für immer jung bleiben,
für immer jung, für immer jung,
Mögest du für immer jung bleiben.

Mögest du wachsen um immer gerecht zu sein,
Mögest du wachsen, um immer wahr zu sein.
Mögest du immer wissen, was die Wahrheit ist
Und immer von Licht umgeben sein.
Mögest du immer mutig sein, 

aufrecht stehen und stark sein,
Mögest du für immer jung bleiben,
für immer jung, für immer jung,
Mögest du für immer jung bleiben.

Mögen deine Hände immer beschäftigt sein,
Mögen deine Füße immer schnell sein,
Mögest du ein starkes Fundament haben
Wenn der Wind der Veränderungen sich dreht.
Möge dein Herz immer fröhlich sein,
und dein Lied immer gesungen sein,
Mögest du für immer jung bleiben,
für immer jung, für immer jung,
Mögest du für immer jung bleiben.

 

Überlaß es der Zeit     Theodor Fontane

Erscheint dir etwas unerhört, 

Bist du tiefsten Herzens empört, 

Bäume nicht auf, 

versuch's nicht mit Streit, 

Berühr es nicht, überlaß es der Zeit. 

 

Am ersten Tag wirst du feige dich schelten, 

Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten, 

Am dritten hast du's überwunden, 

Alles ist wichtig nur auf Stunden, 

Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter, 

Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

 

Steht nicht an meinem Grab und weint,      Harry Manx
ich bin nicht da, nein ich schlafe nicht.

Ich bin eine der tausend
wogenden Wellen des Sees, 
ich bin das diamantene Glitzern des Schnees,
wenn ihr erwacht in der Stille am Morgen, 
dann bin ich für euch verborgen,
ich bin ein Vogel im Flug, leise wie ein Luftzug,
ich bin das sanfte Licht der Sterne in der Nacht.

Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da, nein ich schlafe nicht.

 

Alles beginnt mit der Sehnsucht,            Nelly Sachs
Immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres.
Das ist des Menschen Größe und Not:
Sehnsucht nach Stille,
nach Freundschaft und Liebe.
Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
dort bricht sie noch stärker auf.

Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott, 
mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an?
So lass nun unsere Sehnsucht
damit anfangen, 
Dich zu suchen, 
und lass sie damit enden, 
Dich gefunden zu haben.

 

Vergänglichkeit                                 Hermann Hesse

Vom Baum des Lebens fällt
mir Blatt um Blatt,
o taumelbunte Welt,
wie machst du satt,
wie machst du satt und müd,
wie machst du trunken!
Was heut noch glüht,
ist bald versunken.
Bald klirrt der Wind
über mein braunes Grab,
über das kleine Kind
beugt sich die Mutter herab.
Ihre Augen will ich wiedersehn,
ihr Blick ist mein Stern,
alles andre mag gehn und verwehn,
alles stirbt, alles stirbt gern.
Nur die ewige Mutter bleibt,
von der wir kamen,
ihr spielender Finger schreibt
in die flüchtige Luft unsre Namen.

Wo Schönheit ist, da ist auch Häßlichkeit.    Daigu Ryôkan
Wenn etwas richtig ist, ist etwas anderes falsch. 
Wissen und Unwissenheit hängen voneinander ab. 
Verblendung und Erleuchtung bedingen einander. 
So war es schon immer. Wie könnte es jetzt anders sein? 
Das eine loswerden, das andere halten wollen 
- das muß ein lächerliches Schauspiel abgeben. 
Auch wenn du sagts, alles sei wunderbar, 
du mußt dich doch mit dem sich stets Wandelnden abgeben.

 

 

 

Langschläfers Morgenlied                         Mascha Kaléko
Der Wecker surrt. Das alberne Geknatter
Reißt mir das schönste Stück des Traums entzwei.
Ein fleißig Radio übt schon sein Geschnatter.
Pitt äußert, daß es Zeit zum Aufstehn sei.

Mir ist vor Frühaufstehern immer bange.
… Das können keine wackern Männer sein:
Ein guter Mensch schläft meistens gern und lange.
– Ich bild mir diesbezüglich etwas ein …

Das mit der goldgeschmückten Morgenstunde
Hat sicher nur das Lesebuch erdacht.
Ich ruhe sanft. – Aus einem kühlen Grunde:
Ich hab mir niemals was aus Gold gemacht.

Der Wecker surrt. Pitt malt in düstern Sätzen
Der Faulheit Wirkung auf den Lebenslauf.
Durchs Fenster hört man schon die Autos hetzen.
– Ein warmes Bett ist nicht zu unterschätzen.
… Und dennoch steht man alle Morgen auf.

 

Gib nicht auf!“                                     Khalil Gibran

Gleiche nicht jenem,
der am Kamin sitzt und wartet,
bis das Feuer ausgeht,
und dann umsonst in die erkaltete Asche bläst.

Gib die Hoffnung nicht auf,
und verzweifle nicht wegen vergangener Dinge!
Unwiederbringliches zu beweinen,
gehört zu den ärgsten Schwächen des Menschen.

 

Einsamkeit                                 Rainer Maria Rilke     

Die Einsamkeit ist wie ein Regen. 
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; 
von Ebenen, die fern sind und entlegen, 
geht sie zum Himmel, der sie immer hat. 
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt. 

Regnet hernieder in den Zwitterstunden, 
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen 
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden, 
enttäuscht und traurig von einander lassen; 
und wenn die Menschen, die einander hassen, 
in einem Bett zusammen schlafen müssen: 

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen… 

 

Erster Frühlingstag                Ryokan
blauer Himmel und strahlende Sonne.
Alles wird allmählich frisch und grün.
Mit meiner Bettelschale gehe ich langsam zum Dorf.
Die Kinder sind überrascht mich zu sehen,
Umringen mich freudig und bringen so
Meinen Bettelgang am Tempeltor zu einem Ende.
Ich lege meine Schale auf einen weißen Felsen
Und hänge meinen Sack an den Ast eines Baumes.
Hier spielen wir mit wilden Gräsern
und werfen einen Ball.
Eine Zeit lang spiele ich Fangen,
während die Kinder singen;
Dann wechseln wir.
Bei diesem Spielen, hier und dort, habe ich völlig die Zeit vergessen.
Die Vorübergehenden deuten auf mich,
lachen über mich und fragen:
»Was ist der Grund für solch Narrentreiben?«
Ich gebe keine Antwort, verbeuge mich nur tief;
Selbst wenn ich geantwortet hätte,
würden sie mich nicht verstehen.
Schau dich um!
Da ist nur eins und das ist es! 

 

Gary Snyder                         No Nature

Über was Du Bescheid wissen solltest, um ein Dichter zu sein

 

Alles was Du erfahren kannst über Tiere als Personen

Die Namen von Bäumen und Blumen und Kräutern

Die Namen von Sternen, und die Bewegung der Planeten und des Mondes.

 

Deine eigenen sechs Sinne, mit einem achtsamen und eleganten Geist

 

Mindestens eine Form traditioneller Magie:

Weissagung, Astrologie, Das Buch der Wandlungen, das Tarot;

 

Träume

Die vermeintlichen Dämonen und die vermeintlichen, großartigen Götter;

 

Küsse das Hinterteil des Teufels und friß Scheiße;

Vögle seinen geilen stachelverdrahteten Schwanz

Vögle die Vogelscheuche

Und all die himmlischen Engel

                    Und Mädchen parfümiert und golden-

 

& dann liebe die Menschen: Ehefrauen, Ehemänner und Freunde.

 

Kinderspiele, Comics, Kaugummi,

die Abartigkeit des Fernsehens und der Werbung.

 

Arbeit, lange trockene Stunden langweiliger Arbeit, geschluckt und akzeptiert

damit gelebt und sie schließlich geliebt. Erschöpfung

                              Hunger, Ruhe

 

Die wilde Freiheit des Tanzes, Extase

Stille, einsame Erleuchtung, Instase

 

Echte Gefahr, Spielereien und der Rand des Todes.

 

Aber vielleicht              Erich Fried

 

Meine großen Worte
werden mich nicht vor dem Tod schützen
und meine kleinen Worte
werden mich nicht vor dem Tod schützen
überhaupt kein Wort
und auch nicht das Schweigen zwischen
den großen und kleinen Worten
wird mich vor dem Tod schützen

Aber vielleicht
werden einige
von diesen Worten
und vielleicht
besonders die kleineren
oder auch nur das Schweigen
zwischen den Worten
einige vor dem Tod schützen
wenn ich tot bin

 

 

Und einmal steht das Herz am Wege still                               Max Dauthendey

Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern,
Bäume und Hecken, die sich über viele Menschenalter strecken,
Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr,
Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen.
Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren,
Nach meiner Sprache Klang und an meinem Gang
Kennen mich die Gelände und im Hohlweg die Felsenwände.
Viele Wünsche sind vergangen, die wie Sterne unerreichbar hangen,
Und einmal steht das Herz am Wege still,
Weil es endlich nichts mehr wünschen will.

 

Die Knospe                  Galway Kinnell

Die Knospe steht für alles,
selbst für jene Dinge, die nicht blühen,
denn alles blüht aus sich selbst, aus innerem Glück,
obwohl es manchmal nötig ist,
einem Ding nochmals seine Liebenswürdigkeit zu lehren,
einer Blume die Hand auf die Stirn zu legen,
ihr mit Worten und Berührung zu sagen,
wie schön sie ist,
bis sie wieder aus sich selbst blüht, aus innerem Glück.

 

Kann ich auch nur ein Herz am Brechen hindern,
so leb' ich nicht vergebens;
und kann ich eines Wesens Schmerzen lindern
und Nöte seines Lebens,
und kann ein mattes Vöglein ich
ins Nest aufs Neue heben -
so leb' ich nicht vergebens

Emily Dickinson

 

Menschsein ist wie ein Gasthaus

 

Der Mensch gleicht einem Gasthaus,
jeden Tag  neue Gesichter:
Augenblicke der Freude, eine Depression, eine Bösartigkeit.
Eine kurze Bewusstheit kommen als unerwartete
Besucher.

Heiße sie alle willkommen!
selbst den puren Ärger
der die Einrichtung Deines Hauses kurz und klein schlägt


Vielleicht räumt er dich leer für eine neue Freude.

Behandle jeden Gast respektvoll.

Den finsteren Gedanken, die Scham,

die Bosheit, begrüße sie mit einem Lachen

an der Tür und bitte sie herein.

 

Danke jedem für sein Kommen, 

denn sie alle haben dir etwas

Wichtiges mitzuteilen

Rumi

 

 

Wenn Du Zeit zum Schwatzen hast

Lies Bücher

 

Wenn Du Zeit zum Lesen hast,

geh in die Berge, in die Wüste, ans Meer

 

Wenn Du Zeit zum Gehen hast

Sing Lieder und tanze

 

Wenn Du Zeit zum Tanzen hast,

sitz still, Du glücklicher Narr

 

Nanao Sakaki

 

Ja sagen        
Ja sagen
zum Leben

das mit dir
und deinen Worten
spielt

voller Heimlichkeit
Tücken und Wunder

Lust- und Trauerspiel
deines Daseins

Rose Ausländer

 

 

Aber weil Hiersein viel ist, und weil uns scheinbar

Alles Hiesige braucht, dieses Schwindende, das

Seltsam uns angeht. Uns, die Schwindendsten. Ein Mal

Jedes, nur ein Mal. Ein Mal und nichtmehr. Und wir auch

Ein Mal. Nie wieder. Aber dieses

Ein Mal gewesen zu sein, wenn auch nur ein Mal:

Irdisch gewesen zu sein, scheint nicht widerrufbar.

                Rainer Maria Rilke – Neunte Duineser Elegie

 

Nicht müde werden

Dem Wunder die Hand hinzuhalten

Leise und geduldig

Wie einem Vogel

                    Hilde Domin

 

Alle Dinge sind im Herzen

Selbst wenn du so viele Bücher verschlingst, 
Wie es Sandkörner im Ganges gibt,

Das ist doch alles nicht so viel wert 
Wie das wirkliche Erfassen eines einzigen Zen-Verses. 
Wenn du das Geheimnis des Buddhismus wissen möchtest, 
Hier ist es: «Alle Dinge sind im Herzen!» 

Ryokan                         

                 

 

Bedingungslos               Jennifer Paine Welwood

Willens Alleinsein zu erfahren

Entdecke ich überall Verbindung

Mich der Furcht zuwendend

Treffe ich die Kriegerin die in mir lebt….

Mich meinem Verlust öffnend,

gewinne ich die Umarmung des Universums;

Mich der Leere ergebend

Finde ich Fülle ohne Ende

Jede Situation der ich zu entfliehen suche verfolgt mich

Jeder Umstand den ich willkommen heiße transformiert mich

Und wird selbst transformiert

In seine strahlende, juwelengleiche Essenz

 

Das ist die Sehnsucht       Rainer Maria Rilke

Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.
Und das sind Wünsche: leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern
die einsamste von allen Stunden steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt.

 

Dass Gott in jedem von uns lebt   Hermann Hesse
Dass Gott in jedem von uns lebt,

dass jeder Fleck Erde uns Heimat sei, 
jeder Mensch uns verwandt und Bruder ist, 
dass das Wissen um diese göttliche Einheit alle Trennung in Rassen, 
Völker, in Reich und Arm, in Bekenntnisse und Parteien als Spuk und Täuschung entlarvt -- 
das ist der Punkt, auf den wir zurückkehren, 
wenn furchtbare Not oder zarte Rührung unser Ohr geöffnet und 
unser Herz wieder liebefähig gemacht hat.

                                     

 

Bitte                         Hilde Domin

Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen,
wir werden durchnässt
bis auf die Herzhaut.                                      

Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränen
taugt nicht,
der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten.
der Wunsch, verschont zu bleiben,
taugt nicht.

Es taugt die Bitte,
dass bei Sonnenaufgang die Taube,
den Zweig vom Ölberg bringe.
Dass die Frucht so bunt wie die Blüte sein,
dass noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden.

Und dass wir aus der Flut,
dass wir aus der Löwengrube
und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst 
entlassen werden.

 

Der Pilger           Hermann Hesse

Immer war ich auf der Fahrt,
Immer Pilgersmann,
Wenig hab ich mir bewahrt,
Glück und Weh zerrann.

Unbekannt war Sinn und Ziel
Meiner Wanderschaft,
Tausend Male, daß ich fiel,
Neu mich aufgerafft!

Ach, es war der Liebe Stern,
Den ich suchen ging,
Der so heilig und so fern
In den Höhen ging.

Eh das Ziel mir war bewußt,
Wanderte ich leicht,
Habe manche Höhenlust,
Manches Glück erreicht.

Nun ich kaum den Stern erkannt,
Ist es schon zu spät,
Hat er schon sich abgewandt,
Morgenschauer weht.

Abschied nimmt die bunte Welt,
Die so lieb mir ward.
Hab ich auch das Ziel verfehlt,
Kühn war doch die Fahrt.

 

 

Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,    Ryokan (Zen-Buddhistischer Mönch) 
Und der Himmel ist wieder klar.
Wenn dein Herz rein ist,
Dann sind alle Dinge deiner Welt rein.
Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf.
Dann werden der Mond und die Blumen
Dir den Weg weisen. 

 

Dich deinen Ängsten stellen    Sergio Bambaren
Neue Welten zu entdecken wird dir
nicht nur Glück und Erkenntnis,
sondern auch Angst und Kummer bringen.
Wie willst du das Glück wertschätzen,
wenn du nicht weißt, was Kummer ist?
Wie willst du Erkenntnis gewinnen,
wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst?
Letztlich liegt die große Herausforderung des Lebens darin,
die Grenzen in dir selbst zu überwinden
und so weit zu gehen,
wie du dir hast niemals träumen lassen.

 

Die leichteste Berührung    David Whyte
Gute Dichtung beginnt mit
der leichtesten Berührung,
eine Brise aus dem Nirgendwo ankommend,
eine geflüsterte heilbringende Ankunft,
ein Wort in deinem Ohr,
ein Sich-Einlassen auf die Dinge,
dann wie eine Hand im Dunkeln
hält es den ganzen Körper an -
und wappnet dich für eine Offenbarung.

In der Stille, die auf 
einen großen Vers folgt,
kannst du wie Lazarus
tief in dir spüren,
wie selbst der trägste, sich am meisten zu Tode ängstigende 
Teil von dir,
seine Hände emporstreckt
und auf das Licht zugeht. 

 

                                                                                                                        Die Reise                        Mary Oliver 

Eines Tages wusstest du endlich,
was zu tun war, und hast begonnen,
obwohl die Stimmen um dich herum
dir weiter ihren schlechten Rat zuriefen -
obwohl das ganze Haus
zu zittern begann
und du wieder spürtest
wie etwas an deinen Knöcheln zog.
"Mach mein Leben besser!"
riefen sie alle.

Aber du bist nicht stehen geblieben.
Du wusstest, was du zu tun hattest,
obwohl der Wind
mit seinen steifen Fingern
an den tiefsten Fundamenten rüttelte,
obwohl ihre Trauer
so schrecklich war.
Es war schon spät
genug, und eine stürmische Nacht,
und der Weg war voll von herabgefallenen
Zweigen und Steinen. 

Aber Schritt für Schritt, während du ihre Stimmen hinter dir ließest,
begannen die Sterne
durch die Wolkendecke zu glühen,
und da war eine neue Stimme,
die du langsam
als deine eigene erkanntest,
die bei dir blieb,
als du tiefer und tiefer
in die Welt gingst,
dazu bestimmt,
das einzige zu tun, was du tun konntest -
dazu bestimmt,
das einzige Leben zu retten, das du retten konntest.

 

Die wirkliche Arbeit               Gary Snyder

(Heute mit Zac & Dan, während wir an Alcatraz vorbeiruderten, um Angel Island herum)

 

Seelöwen und Vögel,

sonne durch Nebel

flattert auf, schweben

schaut dir direkt in die Augen.

Sonnennebel;

Ein langer Tanker zieht vorbei, hoch aus dem Wasser.

 

Scharfe kabbelige Wasserlinie –

Wo die Gezeitenströme sich kreuzen

Schwimmen Seemöven

Und fressen;

Wir gleiten vorüber an weiß gesprenkelten Klippen

 

Die wirkliche Arbeit.

Reinigen, seufzen

Vorübergleiten

 

                                              

 

Diese Welt ist nicht mehr   Rick Fields
            als eines Tautropfens
            Zittern
            An einem herbstlichen Blatt
            Und doch -
                               Und doch –

Ehmals und jetzt    Friedrich Hölderlin
In jüngern Tagen war ich des Morgens froh,
Des Abends weint ich; jetzt, da ich älter bin,
Beginn ich zweifelnd meinen Tag, doch
Heilig und heiter ist mir sein Ende.

                                    

Ein kleiner Gesang über die vollkommen reine Natur, Gendün Rinpotsche

der meinem Mund entschlüpfte:

Königliche Sicht ist,

alle Vorstellungen von Subjekt und Objekt hinter sich zu lassen.

Königliche Meditation ist,

nichts zu tun, nicht zu meditieren und nicht abgelenkt zu sein.

Königliches Handeln ist,

frei von Anstrengung, Annehmen und Aufgeben zu sein.

Hoffnung und Furcht loslassend

offenbart sich die Frucht.

Jenseits aller Bezugspunkte, wo es keinen Geist gibt,

erstrahlt das Wesen des Geistes.

Ohne Stufen oder Pfade zu durchlaufen,

wird das Ende des Weges aller Buddhas erreicht.

Ohne Meditationsobjekte meditierend

wird unübertreffliche Buddhaschaft erlangt.

 

 

Ein kostbares Menschenleben    H.H.Dalai Lama
"Jeden Morgen, wenn du aufwachst, denke:

Heute habe ich das Glück aufgewacht zu sein. 
Ich lebe, ich habe ein kostbares Menschenleben. Das werde ich nicht vergeuden. 
Ich werde all meine Energie nutzen mich selbst zu entwickeln, mein Herz den anderen zu öffnen, um Befreiung zum Nutzen aller Lebewesen zu erlangen.
Ich werde liebevolle Gedanken für die anderen entwickeln, ich werde mich nicht im Zorn verlieren oder schlecht über die anderen denken.
Ich werde den Lebewesen nutzen so gut ich kann."

 

Eine Insel erfinden ...                   Rose Ausländer

Eine Insel erfinden,
allfarben
wie das Licht. 
In seinem Schatten
willkommen heißen
die Erde.
Sie bitten, uns aufzunehmen
in Gärten,
wo wir wachsen dürfen,
brüderlich,
Mensch an Mensch.

 

Einsamkeit  Rose Ausländer
Wahrgeworden 
die Weissagung der Zigeunerin 
Dein Land wird 
dich verlassen 
du wirst verlieren 
Menschen und Schlaf
wirst reden 
mit geschlossenen Lippen 
zu fremden Lippen 
Lieben wird dich 
die Einsamkeit 
wird dich umarmen

 

Endgültige Reise    Juan Ramon Jimenez
... Und ich werde gehen. Die Vögel werden weitersingen;
mein Garten verbleibt, mit seinem grünen Baum
und seinem weißen Brunnen.

Jeden Nachmittag ein blauer, gelassener Himmel;
jeden Nachmittag, wie heute, das Läuten
der Glocken im Glockenturm.

Die mich liebten werden sterben;
das Dorf wird sich in jedem Jahr erneuern;
und in jener Ecke meines blühenden und geweißelten Gartens
irrt nostalgisch mein Geist...

Und ich werde gehen; allein werde ich sein, ohne Heim, ohne
grünen Baum, ohne weißen Brunnen,
ohne blauen, gelassenen Himmel...
Die Vögel werden weitersingen.  

 

 

 

 

Gefühltes Alter     Tomas Tranströmer

 

Man fühlt sich immer jünger, als man ist. In mir trage ich meine früheren Gesichter, wie ein Baum seine Jahresringe hat. Die Summe daraus ist das, was "ich" ist. Der Spiegel sieht nur mein letztes Gesicht, ich spüre alle meine früheren.

 

 

 

 

 

Glück findet sich nicht mit dem Willen    Lama Gendün

oder durch große Anstrengung.

Es ist immer schon da, vollkommen und vollendet,

im Entspannen und Loslassen.

Beunruhige dich nicht. Es gibt nichts zu tun.

Was im Geist erscheint hat keinerlei Bedeutung,

weil es keine Wirklichkeit besitzt.

Halte an nichts fest. Bewerte nicht.

Lass das Spiel von selbst ablaufen,

entstehen und vergehen,

ohne irgendetwas zu ändern.

Alles löst sich auf und beginnt wieder von neuem, unaufhörlich.

Allein dein Suchen nach Glück hindert dich, es zu sehen –

wie bei einem Regenbogen,

den man verfolgt, ohne ihn je zu erreichen

– weil das Glück nicht existiert und doch immer schon da war

und dich jeden Moment begleitet.

Glaube nicht, gute oder schlechte Erfahrungen seien wirklich.

Sie sind wie Regenbögen.

Im Erlangenwollen des Nichtzufassenden

erschöpfst du dich vergeblich.

Sobald du dieses Verlangen loslässt,

ist Raum da – offen, einladend und wohltuend.

Also nutze ihn.

Alles ist bereits da für dich.

Wozu

im undurchdringlichen Dschungel

den Elefanten suchen,

der schon ruhig zu Hause ist?

Nichts tun,

nichts erzwingen,

nichts wollen –

und alles geschieht von selbst.

 

 

Ihr sollt nicht eure Flügel falten,      Khalil Gibran
damit ihr durch Türen kommt,
noch eure Köpfe beugen,
damit sie nicht gegen eine Decke stoßen,
noch Angst haben zu atmen,
damit die Mauern nicht bersten und einstürzen.

Ihr sollt nicht in Gräbern wohnen,
die von den Toten für die Lebenden gemacht sind.
Und obwohl von Pracht und Glanz,
sollte euer Haus weder euer Geheimnis hüten,
noch eure Sehnsucht beherbergen.

Denn was grenzenlos in euch ist,
wohnt im Palast des Himmels,
dessen Tor der Morgennebel ist und dessen
Fenster die Lieder und die Stille der Nacht sind. 

 

Bald bin ich Licht            Dschela ed-Din Rumi
Bald bin ich Licht, bald bin ich trüb,
bald hart, bald weich, dann bös, dann gut.                
Bein Sonn und Vogel, Staub und Wind,
so Mond als Kerze, so Strom wie Glut,
bin arger Geist, bin Engelkind-
Alles, alles ist gut.

 

Aufhebung                 Erich Fried
Sein Unglück
ausatmen können

tief ausatmen so dass man wieder einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte

Und weinen können

das wäre schon fast wieder Glück

 

                                                                          

                                                                        Nichts bleibt                        Rose Ausländer

Tage kommen und gehen

alles bleibt wie es ist

Nichts bleibt wie es ist
es zerbricht wie Porzellan

Du bemühst dich
die Scherben zu kleben
zu einem Gefäß
und weinst
weil es nicht glückt

 

 

 

 

Briefe an einen jungen Dichter     Rainer Maria Rilke

 

Man muss den Dingen

Die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,

Die tief von innen kommt, 

Und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann;

Alles ist Austragen – Und dann Gebären.

 

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt

Und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

Ohne Angst,

Dass kein Sommer kommen könnte.

 

Er kommt doch!

 

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,

Die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, 

So sorglos, still und weit …

 

Man muss Geduld haben, gegen das Ungelöste

Im Herzen,

Und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben

Wie verschlossene Stuben

Und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache

Geschrieben sind.

 

Es handelt sich darum, alles zu leben.

Wenn man die Frage lebt,

Lebt man vielleicht allmählich,

ohne es zu merken,

Eines fremden Tages in die Antwort hinein.

 

Noch einmal sprechen  Erich Fried
von der Wärme des Lebens

damit doch einige wissen:
Es ist nicht warm
aber es könnte warm sein

Bevor ich sterbe
noch einmal sprechen
von Liebe
damit doch einige sagen:
Das gab es
das muß es geben

Noch einmal sprechen
vom Glück der Hoffnung auf Glück
damit doch einige fragen:
Was war das
wann kommt es wieder?                 

 

 

An die Nachgeborenen                                            Bertolt Brecht
I
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)

Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise.

In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.
Auch ohne Gewalt auskommen,
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen,
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

II
In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten.
Schlafen legte ich mich unter die Mörder.
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Schlächter.
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

 

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit,
Die auf Erden mir gegeben war.

III
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wissen wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unserer
Mit Nachsicht.

 

Lasse ich meine Natur fließen 
Ohne dem kleinsten bisschen Ehrgeiz übrig
lasse ich meine Natur fließen
wo sie hin will.
Es gibt noch für zehn Tage Reis
in meiner Tasche
und neben dem Herd
ein Bund Feuerholz.

Wer plappert da von Illusion oder Nirwana?

Ich vergesse den gleichen nichtssagenden Staub
eines guten Namens und Reichtums,
und während ich auf den nächtlichen Regen höre,
wie er auf das Dach meiner Hütte prasselt,
sitze ich entspannt,
beide Beine ausgestreckt. 

Ryokan 

 

                                                                      

 

Noch bist du da     Rose Ausländer
Wirf deine Angst
in die Luft

Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
Gib was du hast

 

Sozusagen grundlos vergnügt                               Mascha Kaléko
Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen
Und daß es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
- Daß Amseln flöten und daß Immen summen,
Daß Mücken stechen und daß Brummer brummen.
Daß rote Luftballons ins Blaue steigen.
Daß Spatzen schwatzen. Und daß Fische schweigen. 

Ich freu mich, daß der Mond am Himmel steht
Und daß die Sonne täglich neu aufgeht.
Daß Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, daß ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter;
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
Die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
- Weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.
Ich freue mich, daß ich mich an das Schöne
und an das Wunder nie gewöhne.
Daß alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, daß ich . . . Daß ich mich freu. 

 

 

Unaufhaltsam  Hilde Domin
Das eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige,

eben noch ungesprochene Wort?

Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb, 
fällt Schnee.

Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte 
hinterdrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf an-
zukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei
Nicht das Wort.
Am Ende ist das Wort,
immer 
am Ende
das Wort.

                                                     

 

Apropos, Einsamkeit!                           Erich Kästner
Man kann mitunter scheußlich einsam sein! 
Da hilft es nichts, den Kragen hochzuschlagen 
und vor Geschäften zu sich selbst zu sagen: 
Der Hut da drin ist hübsch, nur etwas klein ... 

Da hilft es nichts, in ein Café zu gehn 
und aufzupassen, wie die andren lachen.
da hilft es nichts, ihr Lachen nachzumachen.
Es hilft auch nicht, gleich wieder aufzustehn.       

Da schaut man seinen eignen Schatten an. 
Der springt und eilt, um sich nicht zu verspäten, 
und Leute kommen, die ihn kühl zertreten. 
Da hilft es nichts, wenn man nicht weinen kann. 

Da hilft es nichts, mit sich nach Haus zu fliehn 
und, falls man Brom zu Haus hat, Brom zu nehmen. 
Da nützt es nichts, sich vor sich selbst zu schämen 
und die Gardinen hastig vorzuziehn. 

Da spürt man, wie es wäre: Klein zu sein. 
So klein, wie nagelneue Kinder sind! 
Dann schließt man beide Augen und wird blind. 
Und liegt allein.

 

 

ALLTAG                           Robert Gernhardt

Ich erhebe mich.
Ich kratze mich.
Ich wasche mich.
Ich ziehe mich an.
Ich stärke mich.
Ich begebe mich zur Arbeit.
Ich informiere mich.
Ich wundere mich.
Ich ärgere mich.
Ich beschwere mich.
Ich rechtfertige mich.
Ich reiße mich am Riemen.
Ich entschuldige mich.
Ich beeile mich.
Ich verabschiede mich.
Ich setze mich in ein Lokal.
Ich sättige mich.
Ich betrinke mich.
Ich amüsiere mich etwas.
Ich mache mich auf den Heimweg.
Ich wasche mich.
Ich ziehe mich aus.
Ich fühle mich sehr müde.
Ich lege mich schnell hin:

Was soll aus mir mal werden,
wenn ich mal nicht mehr bin?

 

Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen!       Thich Nhat Hanh
"Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen! 
Betrachte es ganz tief: 
Jede Sekunde komme ich an, 
sei es als Knospe in einem Frühlingszweig 
oder als winziger Vogel mit noch zarten Flügeln, 
der im neuen Nest erst singen lernt. 
Ich komme an als Raupe im Herzen der Blume
oder als Juwel, verborgen im Stein. 

Ich komme stets gerade erst an, 
um zu lachen und zu weinen, 
mich zu fürchten und zu hoffen. 
Der Schlag meines Herzens ist Geburt und Tod 
von allem, was lebt. 
Ich bin die Eintagsfliege, 
die an der Wasseroberfläche des Flusses schlüpft.
Und ich bin auch der Vogel, der herabstürzt, um sie zu schnappen. 
Ich bin der Frosch, der vergnüglich im klaren Wasser eines Teiches schwimmt.
Und ich bin die Ringelnatter, 
die in der Stille den Frosch verspeist. 
Ich bin das Kind aus Uganda, nur Haut und Knochen, 
mit Beinchen so dünn wie Bambusstöcke. 
Und ich bin der Waffenhändler, 
der todbringende Waffen nach Uganda verkauft. 
Ich bin das zwölfjährige Mädchen, Flüchtling in einem kleinen Boot, 
das von Piraten vergewaltigt wurde 
und nur noch den Tod im Ozean sucht. 
Und ich bin auch der Pirat, 
mein Herz ist noch nicht fähig, zu erkennen und zu lieben. 
Ich bin ein Mitglied des Politbüros 
mit reichlich Macht in meinen Händen. 
Und ich bin der Mann, der seine Blutschuld an sein Volk zu zahlen hat 
und langsam in einem Arbeitslager stirbt. 

Meine Freude ist wie der Frühling. 
So warm, daß sie die Blumen auf der ganzen Erde erblühen läßt. 
Mein Schmerz ist wie ein Tränenstrom. 
So mächtig, daß er alle vier Meere ausfüllt. 
Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen!
Damit ich all mein Weinen und Lachen zugleich hören kann. 
Damit ich sehe, daß meine Freude und mein Schmerz eins sind. 
Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen! 
Damit ich erwache! 
Damit das Tor meines Herzens von nun an offen steht, 
das Tor des Mitgefühls."

 

I fail as a Dharma teacher                  Diane di Prima

 

I don`t imagine I`ll manage to express Sunyata

In a way that all my students will know & love

Or present the Four Noble Truths so they look delicious

& tempting as Easter candy. My skilful means

Is more like a two-by four banging on the head

Of a reluctant diver

I then go in and save-

What pyrotechnics

 

Alas this life I can`t be kind and persuasive

Slip the Twelve-part Chain off hundreds of shackeled

Housewives

Present the Eight-fold Path like the ultimate roadmap

At all the gas stations in Samsara

 

But, oh, my lamas, I want to

How I want to!

Just to see your old eyes shine in this Kaliyuga

Stars going out around us like birthday candles

Your Empty Clear Luminous and Unobstructed

Rainbow bodies

Swimming in and through us like transparent fish

 

A Vision of the Bodhisattvas          Philipp Whalen

 

They pass before me one by one riding on animals 

"What are you waiting for," they want to know 

 

Z—, young as he is (& mad into the bargain) tells me 

"Some day you'll drop everything & become a rishi, you know." 

 

I know 

The forest is there, I've lived in it 

    More certainly than this town? Irrelevant— 

 

    What am I waiting for? 

A change in customs that will take 1000 years to come about? 

Who's to make the change but me? 

 

    "Returning again and again," Amida says 

 

Why's that dream so necessary? walking out of whatever house alone 

Nothing but the clothes on my back, money or no 

Down the road to the next place the highway leading to the   

mountains 

From which I absolutely must come back 

 

What business have I to do that? 

I know the world and I love it too much and it 

Is not the one I'd find outside this door.

 

Albert Saijo

 

BODHISATTVA VOWS TO BE THE LAST ONE OFF THE SINKING SHIP -- YOU SIGN UP & FIND OUT IT'S FOREVER -- PASSENGER LIST ENDLESS -- SHIP NEVER EMPTIES -- SHIP KEEPS SINKING BUT DOESN'T QUITE GO UNDER -- ON BOARD ANGST PANIC & DESPERATION HOLD SWAY -- TURNS OUT BODHISATTVAHOOD IS A FUCKING JOB LIKE ANY OTHER BUT DIFFERENT IN THAT THERE'S NO WEEKENDS HOLIDAYS VACATIONS NO GOLDEN YEARS OF RETIREMENT -- YOU'RE SPENDING ALL YOUR TIME & ENERGY GETTING OTHER PEOPLE OFF THE SINKING SHIP INTO LIFEBOATS BOUND GAILY FOR NIRVANA WHILE THERE YOU ARE SINKING -- & OF COURSE YOU HAD TO GO & GIVE YOUR LIFEJACKET AWAY -- SO NOW LET US BE CHEERFUL AS WE SINK -- OUR SPIRIT EVER BUOYANT AS WE SINK.

 

                                                                              

Hokusai sagt                  Roger Keyes

 

Hokusai sagt, schau achtsam hin

Er sagt, sei aufmerksam, nimm wahr

Er sagt, schau immer weiter hin, bleib neugierig

Er sagt, das Sehen hat kein Ende

 

Er sagt, alles ist lebendig – 

Muscheln, Bauten, Menschen, Fische

Berge, Bäume, Holz ist lebendig

Wasser ist lebendig

 

Alles hat sein eigenes Leben.

Alles lebt in unserem Innern.

Er sagt, lebe mit der Welt in Deinem Innern….

 

Es ist wichtig,  dass Du Anteil nimmst

Es ist wichtig, dass du fühlst

Es ist wichtig, dass du wahrnimmst.

Es ist wichtig, dass das Leben durch dich lebt…

 

Schau, fühle, lass dich vom Leben an die Hand nehmen.

Lass das Leben durch dich leben