2) Poesie und Beat Generation
13.Oktober 1955 Lesung in der Six Gallery, Start der SF Poetry Renaissance (u.a. Philipp Whalen, später Zen-Meister im SF-Zencenter, Philipp Lamantia, Michael McClure und Allen Ginsberg späterer Schüler von Trungpa Rinpoche, an der Entstehung von Naropa beteiligt)
Beat Movement, Dharma Bums, als wandernder, meditierender Japhy Ryder, mit der Vision einer Rucksack-Revolution; Wegbereiter und Rollenmodell der Indien-Pilger und Hippies der 60er Jahre
Dharma Bums oder Gammler, Zen und Hohe Berge – Jack Kerouac S.75
Ich habe Whitman gelesen, wißt ihr was er sagt, Freut euch Sklaven und erschreckt die fremden Tyrannen, er meint, das ist die Haltung für den Barden, den irren Zen Barden der alten Wüstenpfade. Seht mal, das Ganze ist nämlich eine Welt voll von Rucksackwanderern, Dharma Gammlern, die sich weigern zu unterschreiben, was die Konsumgesellschaft fordert: dass man Produziertes verbrauchen soll und daher arbeiten muss, um überhaupt konsumieren zu dürfen, das ganze Zeug das sie eigentlich gar nicht haben wollten, wie Kühlschränke, Fernsehapparate, Autos, zumindest neue Autos zum Angeben, bestimmte Haaröle, und Parfüms und lauter solcher Kram, den man schließlich eine Woche später auf dem Mist wieder findet, alle gefangen in einem System von Arbeit, Produktion, Verbrauch, Arbeit, Produktion, Verbrauch, ich habe eine Vision von einer großen Rucksackrevolution, Tausende oder sogar Millionen junger Amerikaner, die mit Rucksäcken rumwandern, auf Berge gehen, um zu beten, Kinder zum Lachen bringen und alte Männer froh machen, junge Mädchen glücklich machen und alte Mädchen noch glücklicher, alles Zen-Besessene, die rumlaufen und Gedichte schreiben, die ihnen zufällig und ohne besonderen Anlass einfallen, und die durch Freundlichkeit und auch durch seltsame, unerwartete Handlungen ständig jedermann und jeder lebenden Kreatur die Vision ewiger Freiheit vermitteln.
Jack Kerouac war im Publikum (Six Gallery) anwesend und gab dem “great new hero of American culture”, wie er Snyder nannte, als Japhy Ryder seinen Platz in der amerikanischen Literatur. 1958 schildert er in The Dharma Bums (Gammler, Zen und Hohe Berge) den ernsthaften Zen-Schüler, der chinesische Gedichte und Zenpraktiken studiert, den naturverbundenen Bergsteiger, der soviel wie möglich von Bäumen und Pflanzen wissen möchte und dies als unabdingbar für den Dichter fordert, den mythenumwitterten Teilnehmer am Six Gallery Reading als Identifikationsfigur der Jugendrevolte.
Aus der Spur – Gary Snyder Gedichte übersetzt von Ingrid und Reinhard Harbaum
3) Zen-Jahre in Japan
Zen-Jahre in Japan 1956-1968 (Schüler von Oda Sesso Roshi in Daitoku-Ji, Kyoto) Kontakt mit Ruth Sasaki-Fuller, Burton Watson, Philipp Yampolsky u.v.a.
Wenn ich mich an Gary als Zen-Novize in Japan erinnere, muss ich an ihn als eine bemerkenswerte Person denken unter den amerikanischen Schriftstellern die sich für Östliche Philosophien interessierten. Seit Emerson und Thoreau, gab es eine beträchtliche Zahl von Autoren, die sich für Religionen des Ostens, einschließlich des Buddhismus, interessierten – bekanntermaßen Aldous Huxley, T.S.Eliot, Kenneth Rexroth und J.D.Salinger – aber ihr Interesse ging nur in seltenen Fällen weiter als auf die intellektuelle Ebene, und ich denke, dass es sehr bedeutsam ist, dass Gary Snyder der erste war, der Zen tatsächlich erfahren wollte und dafür Mönch wurde, obwohl heutzutage viele Schriftsteller Gary`s Beispiel folgen.
Hisao Kanaseki –Dimensions of a life
Wie ein buddhistischer Pilger bewegt er sich „durch die Welt des Mitgefühls, der Einsicht, der Leere und der Transparenz“.
Aus der Spur – Gary Snyder Gedichte übersetzt von Ingrid und Reinhard Harbaum bei Stadtlichterpresse