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Verlangen (Tanha) als Teil des Abhängigen Entstehens

Welche Rolle spielt Verlangen im Abhängigen Enstehen?

 

Tanha, Trishna – Durst, Verlangen, Gier, Begehren, Brennen, Sehnsucht, Neigung (leaning into - sich hinwenden, reinhängen)      

Im Unterschied zu:

Chanda –  der Wille zum Handeln (willingness to do)

 

Der Verlangensimpuls bedingt durch Empfindung (Vedana)  führt zu starkem Verlangen, Ergreifen (Upadana.)

 

Im Bild des Abhängigen Entstehens steht Verlangen zwischen den Sinnesorganen, Kontakt, Gefühlstönung (alle unvermeidlich) und Ergreifen, Festhalten (Upadana), d.h. ein neues Selbst bildet sich. Dieses in ein neues Selbst hineingeboren zu werden geschieht immer und immer wieder, eigentlich jede Sekunde.

 

Es gibt 4 Gebiete des Verlangens, Dursts:

1) Sinnesfreuden

2) Meinungen, Sichtweisen

3) Rituale

4) Glaube an ein unabhängig existierendes Selbst, eine Identität

 

Wirkungsweise von Verlangen (Tanha)

Kontakt geschieht unvermeidlich. Es ist angenehm, unangenehm, neutral und „ich“ setze mich dazu in Beziehung, reagiere mehr oder weniger automatisch. Daraus baue ich „mich“ ständig neu zusammen.

Ich will jemand sein, jemand der sich wohlfühlt, das ist oberste Priorität.

Wenn ich alles mitmache was mein Herz/Geist mir vorschlägt, bin ich ziemlich schnell erschöpft, platt. Den Durst löschen mit Salzwasser

 

Verlangen – individuell hält die ungerechten sozialen Strukturen am Leben, verstärkt sie sogar.

Verlangen ist gesellschaftlich erwünscht (Kapitalismus, Konsumgesellschaft – mehr ist besser) und wird verstärkt durch die Isolation des Einzelnen der in Abhängigkeit gebracht wird (allein machen sie dich ein – Beispiel: überschaubare Strukturen unterstützen Kooperation, Solidarität – Anonymität, unübersichtliche Strukturen machen machtlos, erzeugen zusätzliche Unsicherheit, Löcher die gefüllt sein wollen).

Ich konsumiere also bin ich.

Unsere Haltung zu dem was auftaucht bestimmt wo`s langgeht:

Verlangen – möchte ich, dass etwas geschieht?

Abwehr – möchte ich, dass etwas aufhört?

Verwirrung – bin ich in Kontakt mit dem was geschieht? Autopilot!!!

 

Meditation kann uns dazu verhelfen eine Pause von unserer Persönlichkeit, unserem "ICH"-Wahn zu machen. Kontakt geschieht und wir beobachten was geschieht ohne einzugreifen, nur mal zuschauen, denn in der Meditation müssen wir nicht handeln.

 

Verlangen ist allgegenwärtig im menschlichen Leben. Leben ohne Bedürfnisse, Wünsche, Motivationen und Bestrebungen ist undenkbar. Manche Verlangen sind gesund, nützlich und angemessen; andere sind es nicht. Eine Wirkung der Achtsamkeitsausübung ist es, zwischen diesen Gegensätzen unterscheiden zu lernen. Diese Differenzierung hilft uns, das Streben nach Freiheit und Mitgefühl zu unterstützen.

Gil Fronsdal

 

Die Dinge des Verlangens sind wie Salzwasser, wie viel wir auch davon geniessen, der Durst wird doch nur mehr.

Thogme Sangpo

 

 

 

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